Veranstaltung anlässlich des Augsburger Hohen Friedensfestes 2022:
#Zusammenhalt
Auch heuer hat es wieder eine Veranstaltung unserer Ortsgruppe im Rahmen des Friedensfestes gegeben!
Zusammenhalt und Teilen
im Hofgarten am 26. Juli 2022
Wie immer wurde von uns Religions-for-Peace-Frauen im Vorfeld eifrig gearbeitet. Wir trafen uns, diskutierten über das Thema des Augsburger Hohen Friedensfestes, überlegten uns, was wir zu diesem großen Thema beitragen könnten und saßen einfach beieinander und freuten uns, sich einmal wieder leibhaftig zu erleben.
Schließlich entschieden wir uns dafür, den Schwerpunkt auf das Thema „Teilen“ zu legen und dachten dabei unter anderem auch an Rituale des ‚Brot-Teilens‘ in verschiedenen Religionen.
Wie schon das Jahr davor wollte uns Christina Drexel am E-Piano mit christlichen, jüdischen und muslimischen Liedern begleiten.
Der Nachmittag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Entsprechend war im Hofgarten viel los, denn die Menschen genossen diesen zauberhaften kleinen Park in der Nähe des Doms.
Wir platzierten uns neben dem Springbrunnen und stellten die Stühle für unsere Zuhörer:innen bereit.
Die einleitenden Worte von Ursula (römisch-katholisch) stimmte die Interessierten, die sich in einer Runde um uns versammelt hatten, in das Thema ein - Zusammenhalt und Teilen.
Sie sprach davon, dass Teilen uns alle reicher mache und eine wichtige Grundlage des Zusammenhalts untereinander sei. Unser Glaube ermutige uns aber auch über unsere Gemeinschaften hinauszudenken, die Menschen in den Blick zu nehmen, die uns brauchen – hier in Deutschland und weltweit– er ist sozial, solidarisch und schöpferisch. Wir leben von Geben und Nehmen, von Halt geben und gehalten sein.
Claudia und Rosi (buddhistisch) begannen anschließend mit dem Rezitieren von Nam – Myoho – Renge – Kyo, dem Titel des Lotos-Sutras. Einige Mutige stimmten leise in dieses Sutra mit ein, das Nichiren-Buddhistinnen und –Buddhisten in ihrer Praxis chanten.
Die Bedeutung dessen wurde von Rosi näher erläutert. Durch das Rezitieren oder Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo können wertvolle Eigenschaften wie Mitgefühl, Weisheit und Mut gestärkt und im Alltag erlebt werden. Doch dabei gehe es nicht nur um unser individuelles Glück. Auf diesem Weg schöpfen wir Energie aus der Verbundenheit mit allen Lebewesen und der Verbindung mit der grundlegenden Kraft des Universums, dem Lebensgesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo. Wenn wir uns um andere kümmern und anderen dabei helfen, Lebenskraft hervorzuholen, vermehrt sich unsere eigene Lebenskraft. Alles hängt zusammen.
Für die Alt-Katholikinnen sprach Birgit. Sie berichtete davon, wie in ihrer Gemeinde Zusammenhalt und Verbindung in der schwierigen Zeit des ersten Lockdowns geschaffen wurde. Pfarrerin Alexandra Caspari hatte den Gemeindemitgliedern regelmäßig Vorlagen per E-Mail zukommen lassen, sogenannte „Impulse“ mit Gebeten, Bibeltexten, Gedichten und Gedanken der Pfarrerin dazu - kleine Anregungen zum Innehalten, zum Nachdenken, um Zuversicht zu fassen und Verbundenheit zu spüren, mit sich selbst, mit anderen, mit der Natur, mit Jesus, mit Gott und natürlich untereinander.
Zu den gewohnten Zeiten konnten die Menschen zuhause allein und trotzdem „gemeinsam“ Gottesdienst feiern, im Bewusstsein, dass jetzt viele Mitglieder der Gemeinde genau dasselbe tun würden. Zugleich wurden sie angeregt, Fotos von ihren Hausaltären oder der aufgehenden Sonne am Ostermorgen zu machen und an die Pfarrerin zu schicken. Und jedes Mal wurde dann eine Collage davon angefertigt und ab dem Ostersonntag in der Kirche aufgehängt, auf den Wandteppichen hinter dem Altar, als Zeichen der Verbundenheit. Die Impulse leiteten die Menschen durch eine schwierige Zeit, und so konnten sie weiterhin Gemeinschaft leben und sich miteinander verbunden wissen.
Tanja (jüdisch) erklärte die verschiedenen Arten des Teilens beim Schabbat-Ritual im Judentum, angefangen vom Entzünden der Kerzen bis zum Segen und Teilen des Weins und dem Challah-Brot, dem festlichen Brot für den Schabbat.
Den muslimischen Teil übernahm Hülya.
Eines der Themen, die der Koran am meisten betont und ermutigt, ist das Teilen der Gaben Gottes. Das Teilen der von Allah gegebenen Nahrung bzw. Gaben mit den Bedürftigen, ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Muslims. Wohlhabende Menschen teilen ihr Brot mit den Bedürftigen.
Mohammed hat die Gläubigen zudem ermutigt, dass sie sich gegenseitig durch Fürbitten unterstützen und ihr Können teilen mögen.
Bei allem Teilen komme es nicht darauf an, wieviel man spendet, sondern wichtig sei, dass dies von Herzen kommt und mit Liebe und Hingabe gegeben wird.
Der Krieg gegen die Ukraine konnte natürlich auch in unserer Veranstaltung nicht unerwähnt bleiben.
Sr. Theresia (römisch-katholisch), die selbst vor Jahren die Halbinsel Krim besucht hatte, sprach das Thema des Holódomor (Tötung durch Hunger) an. Mitten im jetzigen Krieg erinnern sich die Ukrainer:innen an die furchtbare Hungersnot vor 90 Jahren – den Holódomor, die von Stalin verordnete Tötung durch Hunger – ein einzigartiges Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ein Völkermord, der noch viel zu wenig bekannt ist.
Im Herbst 1932 ordnete der russische Diktator an, dass aus der Kornkammer des Kontinents alle Lebensmittel – die gesamte Jahresernte an Getreide und Mehl, alles Vieh, alle Nutztiere und alle Vorräte für den Winter nach Russland gebracht werden sollten. Im eisigen Januar 1933 durchkämmten bewaffnete Kontrolleure die Dörfer, Häuser, Keller und Kammern und beschlagnahmten alles Essbare. Auch wer sich aus Verzweiflung mit dem letzten Geld eine Fahrkarte gekauft hatte, um das Land zu verlassen, wurde spätestens an der Grenze aufgehalten und in den sicheren Tod zurückgeschickt – oder gleich erschossen.
Heute geht man von mindestens 4 Mio. Menschen aus, die der systematischen Tötung durch Hunger zum Opfer gefallen sind – Schätzungen in der historischen Forschung sprechen sogar von 7 bis 10 Mio.
Sr. Theresia lud anschließend alle zu einer Schweigeminute ein, um in der Tradition von Religions for Peace für den Frieden der unvorstellbar großen Zahl von gewaltsam getöteten Menschen zu gedenken: in der Ukraine, in Syrien, im Jemen und in allen Kriegsgebieten auf der Erde, aber auch der Menschen, die wegen der globalen Krise vom Hungertod bedroht sind .
Im Anschluss daran sprachen einige Vertreterinnen der Religionsgemeinschaften eine Gebetsbitte oder einen Wunsch aus.
Doris (evangelisch-lutherisch) erläuterte die Bedeutung des Brotes im Christentum: das gemeinsame Feiern des Abendmahls in Gedenken an Jesus, der das Brot mit seinen Jüngern teilte. Das Gleichnis vom Sauerteig, worin Jesus das Himmelreich mit einem Sauerteig vergleicht, beziehe sich auf unsere Aufgabe, die Gesellschaft mit der Botschaft des Friedens zu durchsäuern.
Rabia (islamisch) berichtete von ihren persönlichen Erfahrungen, wie in ihrem Herkunftsdorf in der Türkei der Sauerteig oft über Generationen weitergegeben und geteilt wurde und noch wird.
Dazu erklärte Elisabeth (evangelisch-lutherisch) die Bedeutung von Sauerteig für die Selbstversorgung und wie man Sauerteig selbst herstellen kann. Sie hatte Gläschen mit Sauerteig vorbereitet, die wir unseren Gästen als Geschenk mitgeben konnten.
Mit dem gemeinsamen Teilen des Challah-Brotes näherten wir uns dem Ende unserer Veranstaltung. Ein leichter Wind war aufgekommen, und trotz Sonne wurde es ein wenig kühl.
Die Veranstaltung schloss mit einem gemeinsam gesungenen Schalom chaverim ab.
Bilder: Privat Text: Birgit Mair
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