Im Rahmen des "First Assembly on Women, Faith & Diplomacy" war die Augsburger RFP Gruppe eigeladen, eine interreligiöse Zeremonie abzuhalten
„Die ganze Dunkelheit der Welt reicht nicht aus, das Licht einer einzigen Kerze zu löschen.“
Roman Herzog
Vom 10. bis 13. November 2020 trafen sich Vertreter*innen verschiedenster Glaubensgruppen aus aller Welt zum interreligiösen Friedensdialog (First Assembly on Women, Faith & Diplomacy. Keeping Faith and Transforming Tomorrow) in Lindau. Schwerpunktthemen des Treffens waren Frauen, Glauben und Diplomatie. Auf Grund der Corona-Pandemie gab es vor allem Online-Übertragungen, aber trotzdem auch persönliche Begegnungen vor Ort. Mit einem digitalen Grußwort eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Konferenz.
Die Teilnehmer*innen befassten sich mit der globalen Rolle von Frauen, ihren Herausforderungen in Führungspositionen und politisch-diplomatischen Strategien sowie ihrer Verantwortung in multi-religiöser Friedensarbeit und internationaler Entwicklung. Prof. Azza Karam, Generalsekretärin von Religions for Peace, betont, dass der wachsende Einfluss von Frauen auf weltweite Friedens- und Sicherheitsarbeit einen zentralen Schwerpunkt darstelle. Das Ziel der Versammlung war, die evidente Bedeutung von Frauen in den Religionen in diplomatischen Prozessen deutlich zu machen und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu stärken.
Folgende Themen wurden in verschiedenen Formaten diskutiert und besprochen:
In diesem Rahmen gab es nun am 11. November eine Lichterzeremonie am Ring for Peace in Lindau, die eine Abordnung von Frauen unserer RfP-Gruppe Augsburg/Schwaben durchführte.
Zur selben Zeit waren Menschen auf der ganzen Welt dazu eingeladen, eine Kerze ins Fenster zu stellen – die Friedenskerze der Frauen – sie zu fotografieren und unter dem Hashtag #rfppeacelight in sozialen Netzwerken zu teilen. Auch Kinder konnten mitmachen und ihre selbstgebastelten Sankt-Martins-Laternen fotografieren und veröffentlichen. Die Bilder der Friedenslichter wurden dann auf der Social Wall von ringforpeace gezeigt.
Auszüge aus der Homepage des Ring for Peace:
Der hölzerne Ring for Peace steht im Lindauer Luitpoldpark direkt am Ufer des Bodensees und wurde im Rahmen der 10. Weltversammlung von Religions for Peace 2019 eingeweiht. Der Templiner Holzgestalter Gisbert Baarmann gestaltete ihn in Form eines Möbiusbandes.
Der Ring for Peace steht dafür, zu verbinden und nicht auszuschließen. Er ist nicht auf eine Religion festgelegt, im Gegenteil, als Symbol der Treue, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit findet er sich in vielen Weltreligionen wieder: Im Lebensrad der Buddhisten, im Siegelring des Propheten Muhammad im Islam, in Salomos Ring im Judentum oder auch in Lessings Ringparabel, die als Schlüsseltext der Aufklärung gilt und als ein Manifest der Toleranz. Als „rundes Ganzes“, in sich Gleiches und Vollkommenes, soll der Ring die Eigenschaften der Weltreligionen veranschaulichen, die sich gegenseitig ergänzen und komplettieren. In ihrer Einheit bilden sie die Gesamtheit des spirituellen Bewusstseins ab.
Diesen Gedanken trägt Ring for Peace von nun als Marke im Logo der Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft weiter in die Welt. Ziel ist, dass dieses Schutzzeichen im Laufe der Zeit eine ähnliche Funktion wie das Rote Kreuz oder der Rote Halbmond erhält.
Im Folgenden nun ein Bericht dieses für unsere Gruppe ganz besonderen Abends:
Es ist dunkel, der Ring for Peace ist rot und blau beleuchtet. Die Atmosphäre nach Sonnenuntergang am See ist gelassen und dennoch konzentriert, ruhig und gesammelt warten die Menschen auf das Lichterritual. Eingestimmt wird mit Musik des Berlin Oriental Quartet, das den Abend umrahmen wird und dessen orientalische Klänge eine Innerlichkeit hervorrufen, die zu der friedlichen Zusammenkunft passt.
Trotz Novembertemperaturen haben sich auf dem Platz viele Frauen versammelt, auch Männer befinden sich darunter, alle in Masken und mit Abstand. Gegenseitig zünden sie sich ihre Lichter an.
Frau Professor Azza Karam begrüßt die Anwesenden.
Das, was RfP unter Frieden versteht, bedeutet in ihren Augen nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern mehr – nämlich Frieden, Nahrung, Verständnis, Gesundheit, Bildung, das Zusammenleben und sich zu lieben.
In einem Moment der Stille sind die Anwesenden nun dazu angehalten, all der Opfer zu gedenken, die im Namen des Glaubens Schreckliches erdulden mussten.
In jeder Religion, fährt Prof. Karam fort, gibt es den Bezug zu Licht, als Weg aus der Dunkelheit. Es sei ein Symbol für Frauen, die viel dafür opfern, das Leben friedvoller und liebender zu gestalten - in ihren Familien, bei ihren Freunden und in der Gemeinschaft.
Prof. Karam bittet darum, die Lichter zu Ehren dieser Frauen zu erheben, die leben, um zu lieben und die lieben, um zu leben.
Prof. Karams Worte sind voller Warmherzigkeit und Schönheit, sodass wohl die meisten, die sich am Ring for Peace versammelt haben, tief davon berührt sind.
Als nächstes spricht die Bürgermeisterin von Lindau Dr. Claudia Alfons ein Grußwort, worin sie betont, dass Frieden und Gerechtigkeit wichtige Themen bleiben, trotz dieses Krisenjahres.
Vor dem Auftritt unserer Gruppe erklingt noch einmal Musik. Dann betreten unsere Frauen die Bühne. Jede wird einen Text aus ihrer Religion vorlesen und einige erklärende Worte hinzufügen. Vor den einzelnen Vorträgen zündet eine Frau der Nächststehenden die Kerze an; gleichzeitig wird ein Lichtstrahl in den Himmel gesendet - ein Licht, das die Friedensbotschaft dieser Religion in die Welt tragen soll.
Barbara, Bahá’í:
Sohn des Seins!
Du bist Meine Lampe, und Mein Leuchten ist in dir. Entnimm daraus dein Licht und suche niemanden als Mich, denn Ich habe dich reich erschaffen und Meine Gunst über dich ergossen. (Bahá’u’lláh, Verborgene Worte, arabisch 11)
SON OF BEING!
Thou art My lamp and My light is in thee. Get thou from it thy radiance and seek none other than Me. For I have created thee rich and have bountifully shed My favor upon thee. (Bahá’u’lláh, Hidden Words, arabic 11)
Sohn des Geistes!
Mit der freudigen Botschaft des Lichtes begrüße Ich dich: Freue dich! Zum Hofe der Heiligkeit rufe Ich dich: Wohne darin, damit du ewig in Frieden lebest! (Bahá’u’lláh, Verborgene Worte, arabisch 33)
SON OF SPIRIT!
With the joyful tidings of light I hail thee: rejoice! To the court of holiness I summon thee; abide therein that thou mayest live in peace for evermore. (Bahá’u’lláh, Hidden Words, arabic 33)
Ich verbinde mit dem Licht als Symbol der göttlichen Liebe und Führung die Hoffnung, dass die Religionen verstehen, dass wir alle Mitglieder einer Familie sind.
With light as a symbol of divine love and guidance I associate the hope that religions will understand that we all are members of one family.
Tanya, Judentum:
My name is Tanya Smolianitski. I am representing a voice of Jewish people here. I will read two texts about the light from the book Genesis.
Text1, Genesis chapter 1,1-5, about the light of the first day:
“In the beginning God created the heavens and the earth.2 Now the earth was formless and empty, darkness was over the surface of the deep, and the Spirit of God was hovering over the waters. 3 And God said, “Let there be light,” and there was light. 4 God saw that the light was good, and he separated the light from the darkness. 5 God called the light “day,” and the darkness he called “night.” And there was evening, and there was morning—the first day.”
Text 2, Genesis chapter 1,14-19, about the light of the fourth day and the creation of the sun, the moon and the stars:
“And God said, “Let there be lights in the vault of the sky to separate the day from the night, and let them serve as signs to mark sacred times, and days and years, 15 and let them be lights in the vault of the sky to give light on the earth.” And it was so. 16 God made two great lights—the greater light to govern the day and the lesser light to govern the night. He also made the stars. 17 God set them in the vault of the sky to give light on the earth, 18 to govern the day and the night, and to separate light from darkness. And God saw that it was good. 19 And there was evening, and there was morning—the fourth day.”
I hope that both lights, the light of the first day of the creation and the light of the fourth day, may help us to build first the future and then remember the past.
“May You shine a new light on Zion and may we all speedily merit its light! Blessed are You Hashem, Who fashions the luminaries.”
Elisabeth, Christentum:
Jesus speaks in the sermon on the mount (Matthew 5, 14-16):
“You are the light of the world. A town built on a hill cannot be hidden. Neither do people light a lamp and put it under a bowl. Instead they put it on its stand, and it gives light to everyone in the house. In the same way, let your light shine before others, that they may see your good deeds and glorify God in heaven.”
I associate with this light the hope, that despite of all the darkness in this world we must not get discouraged.
May the lights of our candles here shine all over the world. May they strengthen our belief in the good and encourage us to carry on with our efforts for peace.
And especially may these lights encourage all girls and women not to hide their lights, but to show them openly and to take responsibility in religious institutions, society and politics.
It is time that the voices of all people, young and old, women and men, who call for peace, shall be heard all over the world.
It is time for all religions to raise their voices for bringing peace to the world.
Dilsad, Islam:
“Allah is the Light of the heavens and the earth. A likeness of His Light is like a niche wherein there is a lamp; the lamp is in a glass, and the glass is as if it were a brightly shining star, lit from a blessed olive-tree, neither eastern nor western. The oil would almostgive light by itself, though no fire touches it. Light upon light – Allah guides to His Light, whom He pleases, and Allah sets forth parables for people, and Allah has full knowledge of all things.” (al-Nur, 24/35)
I associate with this light the mercy of Allah which, as he says in the Quran, encompasses all things. His mercy is limitless, timeless and eternal. Given the fact that Allah is so merciful and compassionate to his creation, I think giving the slightest harm to anyone under his name is the biggest insult that one can inflict to Allah. I think showing mercy and compassion to others, no matter which religion, colour, belief, ethnicity or gender they have, is the key to happiness in this world and the hereafter.
Sibylle, Buddhismus:
I am reciting a passage from the Lotos-Sutra, an ancient Buddhist scripture, and this part is from the chapter called “Supernatural Power”:
"As the light of the sun and moon, can banish all obscurity and gloom, so this person as he advances through the world can wipe out the darkness of living beings."
I associate this light with the hope that all of us are able to use our faith to overcome darkness and fear and create a hopeful and joyful life, so that we can be people who wipe out the darkness from the hearts of human beings.
In den Texten ist deutlich die positive Botschaft des Lichts in den Religionen zu erkennen:
Mit der freudigen Botschaft des Lichtes begrüße ich dich.
Gott sah, dass das Licht gut war.
Ihr seid das Licht der Welt. Lasst deshalb euer Licht für andere scheinen.
Gott ist das Licht aller Himmel und der Erde.
Das Licht von Sonne und Mond kann alle Düsternis verbannen.
Barbara (Bahai) verbindet mit dem Licht als Symbol der göttlichen Liebe und Führung die Hoffnung, dass die Religionen verstehen, dass wir alle Mitglieder einer Familie sind.
Tanya (Judentum) verbindet mit dem Licht die Hoffnung, eine gute Zukunft gestalten zu können.
Elisabeth (Christentum) ermutigt alle Mädchen und Frauen, ihr Licht nicht zu verstecken, sondern Verantwortung im öffentlichen Leben zu übernehmen.
Dilsad (Islam) verbindet mit dem Licht die grenzenlose Gnade Gottes und die Folgerung, dass es keine größere Beleidigung Gottes sei, einem anderen Menschen Leid zuzufügen.
Sibylle (Buddhismus) verbindet mit dem Licht, dass wir in der Lage seien, die Dunkelheit aus den Herzen aller Menschen zu tilgen.
Zum Ausklang sind noch einmal die Klänge des Berlin Oriental Quartets zu hören.
Und unsere Gruppe trägt das Licht der Hoffnung und Zuversicht im Herzen, um es zurück nach Augsburg zu bringen, damit es in alle Himmelsrichtungen ausstrahlen möge.
Bilder: Privat, Ring of Peace. Text: Birgit Mair
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